Kein Frieden im Imperialismus – Betrachtungen zum Ukraine-Krieg und “Zeitenwende”

Wir teilen hiermit die Veröffentlichung von Perspektive Kommunismus:

Blockkonfrontation

Seit dem 24. Februar 2022 eskaliert der Krieg in der Ukraine immer weiter. Dieser Krieg bleibt Schauplatz der heißen Auseinandersetzung zwischen dem westlichen Block, den USA und der EU, auf der einen Seite und Russland auf der anderen Seite. Die USA und die EU kämpfen um mehr Einfluss in der Region, Russland versucht seinen bestehenden Einfluss zu sichern und mit dem Angriff auf die Ukraine militärisch aufrechtzuerhalten.

Die Widersprüche zwischen den verschiedenen Lagern der Herrschenden spitzen sich derzeit nicht nur in der Ukraine zu. Dass Russland sich dagegen wehrt, dass westliche Imperialisten über die Ressourcen, Arbeitskräfte und Märkte des Landes herfallen und auf deren Vorstöße in Richtung seiner Einflusssphären in Osteuropa mit eigener militärischer Aggression antwortet, ist der eine Brandherd.

Dieser Krieg scheint Vorbote einer noch größeren Eskalation zu sein, die sich zwischen dem westlich-imperialistischen Lager mit den USA an der Spitze und insbesondere China und Russland auf der Gegenseite anbahnt. Die Herrschenden beider Länder im Osten sind nicht bereit, die gewaltsame Aufrechterhaltung der kriselnden US-Hegemonie zu akzeptieren. Der strategisch bedeutendere Gegner des US-Imperialismus ist dabei China. Auf dem NATO-Gipfel in Vilnius im Juli 2023 wurde das von den Mitgliedsstaaten klar benannt und in der gemeinsamen Abschlusserklärung festgehalten. Vor allem Chinas wirtschaftliche Stärke, seine internationalen Kooperationen und Fähigkeiten, Wirtschaftspartner anzubinden, die sich vom Westen abwenden, sind für das NATO-Lager eine ernsthafte Bedrohung.

Die zunehmende militärische Mobilmachung rund um die indopazifischen Inseln, die von den USA vorangetrieben und von China mit militärischen Vorbereitungen und Manövern beantwortet wird, ist in diesem Zusammenhang ein weiterer Brandherd, der zum Flächenbrand werden könnte.

Ukraine: Krieg ohne Ende

Die Aufrüstung der Ukraine zum westlichen Frontstaat begann schon Jahre vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Seit dem Maidan-Umsturz 2014 und dem Beginn des Bürgerkriegs in der Ostukraine gingen Militärberater und Ausbilder der NATO dort ein und aus. Militärgerät, Munition, Aufklärung, Ausbildung, Beratung – all das wird auch heute durch das Militärbündnis gestellt. Es gibt keine Unabhängigkeit der Ukraine von diesem Einfluss. Nur ein einprägsames Beispiel: Die Ansätze von Russland und der Ukraine im März letzten Jahres, bereits eine Verhandlungslösung zu erreichen, wurden auf Beharren der USA und von Großbritannien gestoppt.¹ Ob und wann der Krieg beendet wird hängt maßgeblich von den Interessen der westlichen Kriegsallianz ab.

Die lange angekündigte ukrainische Gegenoffensive hat im Juni dieses Jahres begonnen. Sie hat allerdings nicht die Wirkung und Schlagkraft entfaltet, die sich die NATO (zumindest in der Außendarstellung) erhofft hatte. Eine Wende auf dem Schlachtfeld wurde trotz hoher Verluste auf beiden Seiten bislang nicht erreicht. Es sind allerdings noch weitere taktische Phasen der Offensive zu erwarten und auch in Russland mehren sich die Anzeichen für eine erneute Angriffswelle am Ende des Sommers. Russland wird alles daran setzen, dass die ukrainische Seite die weitgehenden Ziele, die sie vor sich herträgt, nicht erreicht: Das gilt für die Rückeroberung aller seit Februar 2022 besetzten Gebiete, ebenso wie für die Rückeroberung der Krim-Halbinsel. Die militärischen Mittel für diese Konfrontation werden sowohl in Russland als auch in der vom Westen hochgerüsteten Ukraine immer weiter ausgebaut: Die westlichen Sanktionen treffen zwar die einfache Bevölkerung in vielen verschiedenen Ländern, die russische Kriegswirtschaft wird dadurch aber kaum geschwächt. Zwangsrekrutierungen finden auf beiden Seiten statt. Russische Politiker bereiten darüber hinaus eine Generalmobilmachung vor, um noch mehr Menschen an der Front verheizen zu können. Und das mit deutlichem Klassencharakter: Schon seit einem Jahr werden zehntausende russische Häftlinge für die Front angeworben. Wer den mehrmonatigen Fronteinsatz überlebt, soll dafür freigelassen werden. In der Realität heißt das: Die prekärsten und am wenigsten verwertbaren Teile des Proletariats werden zum Kanonenfutter.

Auf keiner der beiden Seiten gibt es derzeit Ansätze, den Krieg in absehbarer Zeit zu beenden und keine Seite hat die Möglichkeit, den Gegner auf dem Schlachtfeld zu besiegen, ohne eine unkontrollierbare Eskalation in Gang zu bringen. Dynamiken in Richtung Weltkrieg und Nuklearwaffeneinsatz bleiben eine schwelende Gefahr, auch wenn sie nicht eingeplant sind. Aktuell verfestigt sich im Osten der Ukraine aber vor allem ein zäher Abnutzungskrieg. Die Schlacht um die Stadt Bachmut hat das in ganzer Grausamkeit gezeigt. Parallelen zu den Schützengräben und Materialschlachten im Ersten Weltkrieg sind nicht aus der Luft gegriffen. Das sinnlose Sterben und Verstümmeln von Hunderttausenden geht weiter und ganze Regionen gehen in Schutt und Asche unter. Unmittelbare Gewinner sind einzig und allein Rüstungskonzerne wie Rheinmetall, für die der enorme Verschleiß an Kriegsgerät eine sprudelnde Profitquelle ist.

Es gibt (aktuell) weder in der Ukraine noch in Russland Antikriegsbewegungen, die in der Lage wären, die Herrschenden im eigenen Land ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, die Kriegsbestrebungen der eigenen Regierung zu durchkreuzen, sie zu Verhandlungen zu zwingen oder besser noch: sie zu stürzen. Der gescheiterte Putsch-Versuch der Wagner-Gruppe in Russland hat zwar gezeigt, dass die herrschende Clique um Putin nicht allmächtig ist. In den Machtkämpfen unter den russischen Kriegstreibern, die das Regime bislang für sich entscheiden konnte, herrscht aber Einigkeit im Kurs, jede Regung gegen den russischen Krieg mit harter Repression zu verfolgen. Mit ähnlicher Härte geht auf der anderen Seite auch der ukrainische Staat gegen Kriegsgegner:innen und Deserteure vor.

Bauet auf und reißet nieder – Entwicklungshilfe und Wiederaufbau als kapitalistisches Instrument

Große Teile der ukrainischen Infrastruktur, zahlreiche Fabriken, Verwaltungsbauten und unzählige Wohngebäude wurden bisher zerstört, die ukrainische Wirtschaft ist drastisch geschrumpft und befindet sich im Kriegsmodus. Es fehlt an Dienstleistungen und Geschäften für den täglichen Gebrauch. Die USA, BRD und andere westliche Staaten konkurrieren schon jetzt um den Wiederaufbau, die lukrativsten Geschäfte und darum, wer welches Stück vom Kuchen bekommt. Bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn haben auch Vertreter:innen der deutschen Wirtschaft Entwicklungshilfe und Wiederaufbau für die Ukraine angekündigt.

Aus purer Nächstenliebe handeln die Kapitalist:innen dabei definitiv nicht. Wiederaufbau und Neustrukturierung der kriegszerstörten Wirtschaft bieten Investitions- und Profitmöglichkeiten riesigen Ausmaßes. Krieg war schon immer ein Mittel kapitalistischer Krisenlösung. Die Vernichtung von Wert erschafft immer auch einen neuen zukünftigen Markt.

Dabei wird die gelieferte militärische Unterstützung darüber entscheiden, wer in welchem Maße mitsprechen kann. Die BRD ist nach den USA das Land, das am meisten militärische Unterstützung in die Ukraine schickt. Eine Win-win-Situation für das deutsche Kapital: Extreme Profite durch den Verkauf von Waffen während des Krieges und langfristige Profitsicherung mit Integration der Ukraine in die EU. In der Ukraine wird diese Aussicht im Schatten des Krieges schon jetzt vorbereitet: Mit einer sogenannten „Arbeitsmarktreform“ wurden die gewerkschaftlichen Rechte von Arbeiter:innen bereits im vergangenen Sommer massiv beschnitten. Diese sieht unter anderem vor, dass eine wirksame gewerkschaftliche Organisierung in Betrieben mit unter 250 Beschäftigten nun nicht mehr möglich sein soll. Aktuell ist das Kriegsrecht die Hauptwaffe gegen die Arbeiter:innenklasse: Demonstrationen und Streiks sind verboten.

Deutscher Imperialismus auf Kriegskurs

Aktuell stützen die stärksten Teile der Herrschenden in der BRD zwar die NATO-Strategie des US-Imperialismus. Das kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Bourgeoisie auch eigene Interessen verfolgt. Mit der „Zeitenwende“ rüstet sie sich nicht nur an der Seite der USA gegen Russland und China auf, sie bereitet sich auch darauf vor, eigene Interessen in der verschärften Konkurrenz um Einflusssphären mit mehr Nachdruck durchzusetzen. Die Aussicht, selbst wieder als Großmacht aufzutreten, wird vom Regierungslager wieder ungeniert ins Rennen gebracht. Wo der Militarismus seine Wurzeln in der Gesellschaft geschlagen hat, lassen sich die Feindbilder anpassen…

Die Aggressivität des deutschen Imperialismus reicht bis ins Kaiserreich zurück. Hurrapatriotismus, kulturelle Überlegenheitsfantasien, Militarisierung nach innen und Aufrüstung gingen damit einher. Diese Durchdringung der ganzen Gesellschaft wurde weder 1918, noch am 8. Mai 1945 wirklich überwunden. Jetzt soll der Ukrainekrieg den Rahmen bieten, Kriegsvorbereitungen und Kriegsbereitschaft in der Bevölkerung unter neuen Vorzeichen zu befestigen: Dazu wurde direkt nach dem russischen Angriff die sogenannte „Zeitenwende“ eingeläutet und nun, im Sommer 2023, im Bundestag eine „Nationale Sicherheitsstrategie“ beschlossen, die die „allgemeine Wehrhaftigkeit“ der Gesellschaft steigern soll. Unter anderem durch Anhebung der Rüstungsausgaben auf NATO-konforme 2% des BIP – 2024 sind ganze 71 Milliarden Euro eingeplant bei gleichzeitiger Kürzung in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung. Die dauerhafte Stationierung von Bundeswehrsoldaten in Litauen und Deutschland als Austragungsort von „Air Defender 2023“, der größten NATO-Luftwaffenübung seit Bestehen des Militärbündnisses, sind weitere Schritte auf diesem Weg. Eine im Gleichschritt berichtende bürgerliche Presse liefert dazu tagein, tagaus das passende Bedrohungsszenario mit dem Feindbild Russland und dem Schreckgespenst des chinesischen Aufstiegs. Dabei spielt liberaler Moralismus eine wichtige Rolle: Immer wieder werden vermeintliche und tatsächliche Menschenrechtsverstöße oder Aggressionen des gegnerischen Blocks oder abtrünniger Staaten ins Feld geführt, um Feindbilder zu vertiefen. Das chauvinistische Geplärr bürgerlicher Politiker:innen, wahlweise von der „Rückständigkeit des Feindes“ oder vom „Imperialismus der Anderen“, soll die Kriegsbegeisterung moralisch aufgeladen in der Bevölkerung verankern.

Friedensbewegung von Rechts?

Wirtschaftskrieg, der „Feind im Osten“, Waffenlieferungen und NATO-Aufrüstung werden hier in der Bevölkerung nicht von allen befürwortet. Die Kriegsbegeisterung hält sich trotz des medialen Trommelfeuers in Grenzen. Laut einer aktuellen Umfrage, die von der dpa in Auftrag gegeben wurde, würden sich nur 5% der Bevölkerung im Angriffsfall freiwillig zum Kriegsdienst melden

Und auch der breite Unmut wegen der Teuerungen (vor allem in der Grundversorgung bei Energie und Lebensmitteln) lässt sich nicht vom westlichen Wirtschaftskrieg trennen. Der Zusammenhang ist in der Frage der Energiepreise mehr als offensichtlich – auch wenn die tieferen Ursachen der allgemeinen Preissteigerungen in der Krise der kapitalistischen Produktionsweise liegen und durch gigantische Profitraten von Großkonzernen auf die Spitze getrieben werden. Auf jeden Fall ist die Rhetorik der Ampelregierung, „den Gürtel im Kampf gegen Russland nun enger schnallen zu müssen“, in der Breite der Bevölkerung und vor allem in der Arbeiter:innenklasse nicht auf große Begeisterung gestoßen.

Die AfD hat als einzige Fraktion im Bundestag dagegen polemisiert und geschlossen gegen die Waffenlieferungen in die Ukraine gestimmt. Ihr aktueller Höhenflug ist Teil eines rechten Rollbacks in der gesamten Gesellschaft. Ein besonderer Grund für ihre Stärke ist dabei, dass sie es schafft, sich als Friedenskraft zu verkaufen. Sie schafft es, verbreitete Ängste vor der Kriegseskalation und vor den Folgen des Wirtschaftskriegs für sich zu nutzen. Und das, obwohl die Partei durch und durch für mehr militärischen Einfluss Deutschlands in der NATO, für noch höhere Militärausgaben und weitere Aufrüstung und Militarisierung im Innern steht. Gegen die deutschen Waffenlieferungen stimmt die Partei in diesem Fall, um den Unmut in der Bevölkerung aufzugreifen und weil die Teile der Kapitalistenklasse, die sie vertritt, in diesem Krieg wenig zu gewinnen haben. Sie geraten im Wirtschaftskrieg des Westens selbst unter die Räder der stärkeren pro-amerikanischen Fraktionen, die von der Ampelregierung vertreten werden. Gestörte Lieferketten und Preissteigerungen sind ein reales Problem für viele der Kleinbürger:innen und mittelständischen Unternehmen, die sich um die Partei sammeln.

Die politische Übernahme der Friedensfrage von Rechts ist derzeit einerseits möglich, weil der jahrzehntelang geschürte Antikommunismus der Herrschenden und die Schwäche der fortschrittlichen Friedensbewegung in der BRD dafür sorgen, dass linke Alternativen kaum sichtbar sind. Die andere Ursache liegt darin, dass weite Teilen der deutschen Linken nach dem russischen Angriff selbst einen Rechtsschwenk mitgemacht haben: Sie haben den Hauptfeind schnell in Russland verortet und sich mit der Unterstützung deutscher Waffenlieferungen und der NATO-Kriegsführung klar auf die Seite der Herrschenden im eigenen Land geschlagen.

Mach, was wirklich zählt: Antimilitaristisch kämpfen!

So sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass die Kapitalist:innen daran festhalten werden, ihre Interessen mit Kriegen durchzusetzen. Der französische Sozialist Jean Jaurés hat das schon vor über einem Jahrhundert einprägsam beschrieben: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen.“ Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg wissen wir auch: Kapitalistische Kriege sind die Momente, in denen es besonders wichtig ist, die Möglichkeit von Revolution und Sozialismus, von einer gesellschaftlichen Alternative zur immer wiederkehrenden kapitalistischen Barbarei, sichtbar zu machen. In Anbetracht der aktuellen Schwäche und Uneinigkeit der Linken und Arbeiter:innenbewegung in großen Teilen Europas mag das zwar mehr als ambitioniert klingen. Dennoch ist es unverzichtbar und möglich, Ansätze dafür schon im Kleinen zu entwickeln: Im Kapitalismus die Ursache der endlosen Kriegstreiberei zu erkennen ist das Wesentliche und Dank der Fülle aktueller und geschichtlicher Analysen und Informationen auch gut belegbar. Daran eine Politik anzuknüpfen, die den Bruch mit diesem System und den Aufbau einer friedlichen und solidarischen Gesellschaftsordnung klar in Angriff nimmt, ist die größere Herausforderung, an die es sich mühevoll heranzutasten gilt.

Um revolutionäre Perspektiven in der Kriegsfrage konkret zu machen, reichen keine klugen Worte. Der richtige Ort dafür sind die bestehenden Ansätze für Protest und Widerstand gegen die herrschende Kriegspolitik.

  • Die seit dem russischen Einmarsch immer wieder aufkommenden, teils eher diffusen und kleinbürgerlichen Friedensmobilisierungen gilt es nicht nur von außen zu kritisieren, weil dort vertretene Argumentationen nicht die Interessen der Arbeiter:innen und eine internationalistische Sicht in den Mittelpunkt stellen oder weil sie rechten Kräften Anknüpfungspunkte bieten. Es gilt Möglichkeiten zu suchen, dort selbst sichtbar zu werden, mit antikapitalistischen Positionen zu überzeugen und AfD und Co. herauszudrängen.
  • Und auch in den sich entwickelnden Arbeitskämpfen vor dem Hintergrund der Teuerungen gilt es, jede Möglichkeit zu nutzen, um die Zusammenhänge zwischen Lohndrückerei und Kriegskurs aufzuzeigen: Ob es die Einsparungen im öffentlichen Dienst sind, die im Gegensatz zu Milliarden für Rüstung und Waffenlieferungen stehen, oder ob es die Bescheidenheit ist, die Kapitalist:innen von Arbeiter:innen einfordern, um die Lasten des Wirtschaftskriegs „gemeinsam zu tragen“.

Es geht um einen klaren Kurs gegen die Herrschenden im eigenen Land, ohne sich auf die Seite der russischen Kriegstreiber zu schlagen, und um volle Solidarität mit der Bevölkerung in allen involvierten Ländern – auch wenn diese Linie nur von wenigen vertreten und von vielen angegriffen wird, lohnt es sich in der Arbeiter:innenklasse darum zu ringen.

Und dann bleibt da noch ein ganz konkreter Kampf, der unerlässlich ist für jede Perspektive jenseits von Kapitalismus und Kriegstreiberei: Der gegen die Rüstungsindustrie und das kapitalistische Militärwesen.

Sand ins Getriebe der Kriegsmaschinerie zu streuen, ihre Propaganda zu entlarven, nicht zuzulassen, dass ihre Präsenz zur Normalität wird, zu blockieren und zu sabotieren: Der Kampf gegen die Kriegstreiber ist nichts abstraktes. Er hat eine lange Tradition und er ist international: Ob in Russland, Belarus, in der Ukraine oder den NATO-Staaten – für Linke gilt nach wie vor: Der Kampf gegen den Krieg beginnt im eigenen Land und ist in Solidarität verbunden mit denen der Kriegsgegner:innen in anderen Ländern. Es gilt also hier anzupacken!

Ansatzpunkte gibt es genügend. Nur ein Beispiel: Dass Rheinmetall dank des Gemetzels in der Ukraine Anfang diesen Jahres in den DAX aufsteigen konnte und nun Reparaturzentren für Kriegsgerät in der Ukraine aufbauen will zeigt, dass hier eine aktive Kriegspartei am Werk ist. Gegen den Konzern vorzugehen ist ein realer Beitrag im Kampf um Frieden. Und es zeigt klar auf: Das Ende der Kriegstreiberei wird nicht durch Diplomatie zwischen den Herrschenden erreicht, sondern im Kampf gegen sie und gegen die mit ihnen verbandelten Profiteure.

Das schließt auch den Kampf gegen die Kriegspropaganda der Bundeswehr mit ein, die sich derzeit gesellschaftlich so aktiv zeigt, wie noch nie. Die Truppe als moderne Arbeitgeberin mit Karriereversprechungen und angeblichen Gleichberechtigungsperspektiven für Frauen, dazu eine Regenbogenflagge am Verteidigungsministerium zum Christopher-Street-Day. Bundeswehr-Werbeoffensiven mit Action-Serien, auf jugendlich gemachte Plakatierungen, Pop-Up-Stores, Schultouren und Stände auf Berufsmessen: Gegen diese Erlebniswelt des Militarismus vorzugehen ist nicht nur eine Frage von Anstand und Geschichtsbewusstsein – auch wenn das gerade im Hinblick auf die zahlreichen Nazi-Aktivitäten in der Truppe mehr als berechtigt ist. Es ist auch eine Frage der gesellschaftlichen Perspektive: In den kommenden Jahren können wir von einer Zunahme deutscher Kriegsbeteiligungen ausgehen. Daher ist es notwendig, antimilitaristische Positionen zu stärken und nach Mitteln und Wegen zu suchen, gegen die Rekrutierungsmaschinerie vorzugehen.

Im Gegenzug haben wir lediglich einen Kampf anzubieten, in dem blinder Gehorsam und nationale Großmachtsfantasien keinen Wert haben: Den praktischen Versuch, sich den Herrschenden entgegenzustellen und revolutionäre Politik in der Arbeiter:innenklasse zu entwickeln – die Perspektive mit einem Gesellschaftssystem zu brechen, das noch eine ganze Reihe an Krisen und Kriegen in sich trägt.

Heraus zum Antikriegstag!
Die Kriegspolitik der BRD angreifen!
Für den Kommunismus!

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1) Der damalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennet versuchte sich im März 2022 als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland. Dazu sagt er rückblickend wörtlich: „Ich hatte damals den Eindruck, dass beide Seiten großes Interesse an einem Waffenstillstand hatten.“ Beide wären zu Kompromissen bereit gewesen. Nach Gesprächen mit den Regierungen der USA, Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs kommt er zu dem Ergebnis: „Ich behaupte, dass es eine gute Chance auf einen Waffenstillstand gab, wenn sie [die westlichen Staaten] ihn nicht verhindert hätten.“ Bennet zufolge haben sich insbesondere die britische und Teile der US-Regierung mit der aggressiven Ablehnung von Friedensverhandlungen hervorgetan.


Gegen den “Marsch für das Leben”!

Am 16. September findet in Köln zum ersten Mal der „Marsch für das Leben“ statt. Dort versammeln sich christliche Fundamentalist:innen und andere konservative und reaktionäre Kräfte, um gemeinsam für eine Verschlechterung der Abtreibungsbedingungen, gegen Pränataldiagnostik und auch gegen Queere Menschen zu demonstrieren. Wir halten feministischen Protest gegen den „Marsch für das Leben“ für notwendig und haben uns einige Gedanken zu den Fundamentalist:innen, der Situation des Abtreibungsrechts, der allgemeinen Situation der Frauen und Queeren Menschen, sowie der feministischen Kämpfe in der BRD gemacht. Wir möchten mit diesem Text einen Beitrag zur Schaffung eines revolutionären Bewusstseins in feministischen Kämpfen allgemein und in den Kämpfen gegen den „Marsch für das Leben“ leisten.

Es ist uns wichtig erst einmal ein paar grundlegende Anschauungen zu der Unterdrückung der Frau dar zu legen.

Frauen werden im Kapitalismus immer noch dazu gezwungen, die Reproduktionsarbeit zu verrichten. Also die Arbeiten, die notwendig dafür sind, dass der kapitalistische Produktionsprozess möglich ist und vorangetrieben wird. Das bedeutet Kinder zu gebären, zu kochen und den Haushalt zu schmeißen. Eben jene Arbeit zu leisten, die abseits der eigentlichen Arbeitsstätten passieren muss, damit am nächsten Tag und im nächsten Jahrzehnt alles seinen gewohnten Gang gehen kann. Dafür ist auch das Nachkommen an neuen Generationen von Arbeiter:innen notwendig. Deshalb werden Frauen dazu gedrängt Kinder zu gebären, zu erziehen, zu pflegen und zu lieben.

Während der Industrialisierung wurden zusätzlich mehr und mehr Frauen in den Produktionsprozess eingebunden. Daraus folgte aber keineswegs die gerechte Organisierung der Reproduktionsarbeiten. Es zementierte sich eine doppelte Ausbeutung. Doppelt deshalb, weil Frauen auf der einen Seite nach wie vor die (unbezahlten) Reproduktionsarbeiten verrichten, auf der anderen Seite aber eben auch Lohnarbeit leisten.

Bis heute ist für das Maß der Ausbeutung die Klassenzugehörigkeit entscheidend:

Während sich reiche Frauen es leisten können für eine Abtreibung in die Niederlande zu reisen, können das arme Frauen nicht. Während es sich reiche Frauen herausnehmen können ihre Hausarbeit auf meist migrantische Putzkräfte abzuwälzen oder sogar ganze Schwangerschaften und die damit verbundenen Schmerzen und Risiken auszulagern, müssen arme Frauen selbst Putzen und die Risiken ihrer Schwangerschaften selbst tragen.

Wir fassen also zusammen: Das Bestehen des Kapitalismus ist nur durch die ökonomische Ausbeutung der Lohn- und Hausarbeitenden Frauen zu gewährleisten. Um also die Ausbeutung der Frauen zu sichern, hat sich ein ganzheitliches Unterdrückungssystem entwickelt und etabliert, welches durch die verschiedensten (auch gewalttätigen) Mechanismen die Rolle der Frauen sichert: das Patriarchat.

Doch wir sind dem nicht hoffnungslos ausgeliefert! Denn die feministischen Bewegungen der Geschichte habe zahlreiche Verbesserungen der Situation der Frauen im Kapitalismus erkämpft. Diese Verbesserungen haben sich dabei stets in Form von Reformen manifestiert, seltener auch in Form einer Bewusstseinsänderung in Teilen der Gesellschaft. Das Frauenwahlrecht hat zu einer teilweisen Integration von Frauen in das politische Leben geführt. Das Arbeitsrecht für Frauen, frei von gesetzlich gesicherter Einmischung der Männer, hat zu einer größeren finanziellen Unabhängigkeit von Frauen* gegenüber den Männern geführt. Sexueller Missbrauch, auch in der Ehe, ist in der BRD verboten und unter Strafe gestellt. Die schrittweisen Reformen im Abtreibungsrecht haben seitdem zahlreichen Frauen eine medizinisch betreute Abtreibung ermöglicht und stellenweise vor schwerwiegenden ökonomischen und gesundheitlichen Problemen geschützt. Das alles sind (mal mehr mal weniger) reelle und spürbare Verbesserungen der Situation von Frauen. Diese Reformen sind wichtig und sollten als Teilerfolge von kämpfenden feministischen Bewegungen auf dem Weg zu einer vollständigen Befreiung der Frau gesehen und anerkannt werden.

Dennoch haben all diese Reformen nicht zu einer auch nur ansatzweisen zufriedenstellenden Gesamtsituation geführt. Das liegt an dem Mittel der Reform selbst: Das Frauenwahlrecht führt im Endeffekt nur dazu, dass Frauen wählen können, ob ihre Unterdrückung von außen gelb, schwarz oder grün aussieht. Es hat dazu geführt das Frauen wählen können, ob Kriegswaffen von einer „feministischen“ Außenpolitikerin oder von einem normal imperialistischen Außenminister in Kriegsgebiete geliefert werden. Keine der populären Parteien vertritt eine ernsthafte (grundlegende) feministische Politik. Feministische Forderungen werden höchstens im Wahlkampf aufgestellt, jedoch niemals verfolgt, sobald es an die Regierung geht. Das Recht darauf das Frauen ihre Arbeit frei von den Männern wählen dürfen bleibt in höchsten Maße theoretisch und hat de facto zur Doppelausbeutung durch Haus- und Lohnarbeit geführt. Denn nach wie vor wird die Reproduktionsarbeit im privaten (die eigenen Kinder erziehen, kochen, putzen, etc.) als auch im gesellschaftlichen (Pflegeberufe, Erziehungsdienst, etc.) Bereich maßgeblich von Frauen verrichtet. Dabei bekommen sie entweder keinen oder nur einen verbrecherisch geringen Lohn. Sexueller Missbrauch steht zwar unter Strafe, die Gewalt an Frauen verhindert das allerdings nicht und der Staat zeigt auch wenig bis gar kein Interesse daran dies zu verhindern. Alle Ansätze von Schutz gegen Gewalt an Frauen müssen sich damit auseinandersetzen, dass ihnen kontinuierlich die Gelder und Einrichtungen gestrichen oder gekürzt werden.

Und auch die schrittweisen Reformen des Abtreibungsrechts haben im Kern nichts an dem Zustand geändert, dass der Staat nach wie vor aktiv in die körperliche Selbstbestimmung von Schwangeren eingreifen darf – und dies auch tut. Abseits davon, dass der Prozess hin zu einer Abtreibung für die allermeisten Schwangeren mit großen Schikanen, Torturen und einer enormen psychischen Belastung verbunden ist, wurden bis vor zwei Jahren diejenigen Ärzt:innen und Vereine, die über Abtreibungen Informieren mit Repressionen überzogen und strafrechtlich verfolgt – mit Hilfe des § 219b, der vom Hitlerfaschismus aufgestellt und mit Gründung der BRD direkt übernommen wurde.

All das zeigt uns, dass sich an der grundlegenden patriarchalen Ordnung auch durch Reformen nichts gerüttelt hat. Dies ist keine Überraschung und sollte uns nicht verwundern. Denn es ist der Kapitalismus, der die patriarchale Ordnung aufrecht erhält. Wie wir bereits festgestellt haben, ist der Kapitalismus auf die unbezahlte Reproduktion der Gesellschaft angewiesen und schafft dadurch die ökonomische Grundlage für den Erhalt des Patriarchats. Teil der Reproduktion ist auch das Nachkommen von neuen Generationen an Arbeiter:innen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die körperliche Selbstbestimmung und die eigene Entscheidungsmacht über Schwangerschaftsabbrüche nicht gegeben ist. Wir sehen vor allem international, dass die erkämpften Rechte immer wieder angegangen werden, wie bspw. durch repressive Abtreibungsgesetze in Polen, oder das komplette Verbot von Abtreibung in bereits 7 US-Bundesstaaten.

Wir brauchen eine Änderung der materiellen, greifbaren Grundlage, der Art und Weise, wie wir als Gesellschaft produzieren und reproduzieren. Diese Änderungen können wir nicht mit den jetzigen Profiteuren dieses Systems erreichen. Wir müssen eine Änderung gegen sie erkämpfen, denn die Profiteure des Kapitalismus verteidigen die bestehenden Verhältnisse mit allen Mitteln. Bei der Erkämpfung einer tiefgreifenden Veränderung spielen die Frauen eine besondere Rolle. Wie bereits erwähnt zeigt sich diese besondere Rolle schon historisch, denn an fast allen revolutionären Bewegungen weltweit waren maßgeblich Frauen beteiligt. Und auch heute ist dies noch aktuell, weil die lohnarbeitenden Frauen ebenso wie die Arbeiter produzieren, aber eben auch noch reproduzieren – bei gleichzeitiger härtester Ausbeutung. Ihnen werden im Vergleich zu den Männern bedeutet weniger Freiheiten zu gestanden. Das Patriarchat hat bereits einen derartig gefestigten Stand im Bewusstsein der Menschen, sodass schon in den Kämpfen für ein Ende der Ausbeutung eine aktive Beteiligung der Frauen und eine konkrete feministische Ausrichtung etabliert werden muss. Wir fassen also zusammen: es braucht eine Revolution, um die Grundlage für ein Ende der Ausbeutung der Frau zu schaffen. Diese Revolution muss feministisch sein, also die konkrete Situation der Frauen mit höchster Priorität beinhalten. Diese Revolution begreifen wir als die Zusammenführung aller Kämpfe hin zu einem Kampf der mit der unmittelbaren Aussicht auf einen Sieg an allen Fronten und in vollster Ausdehnung geführt wird.

Wir wollen, dass die gesellschaftlich notwendigen, reproduktiven Arbeiten so organisiert sind, dass sie sich tatsächlich am Wohle aller Menschen orientiert und nicht am Profit einiger weniger. Wir wollen eine Daseinsfürsorge, die sich solidarisch und kollektiv nach den Bedürfnissen der Menschen richtet. Wir wollen, dass unser Zusammenleben auf Solidarität aufbaut und wir kollektiv die Kinderbetreuung, Angehörigenpflege und die Krankenpflege gestalten.

Daraus ergeben sich für uns jetzt schon einige Aufgaben: den Aufbau von kampffähigen und organisierten Bewegungen, die Ausrichtung auf eine Zusammenführung dieser Bewegungen und die Verankerung der revolutionären Notwendigkeit in den fortschrittlichen Kämpfen.

Der Kampf darf sich allerdings nicht nur auf die Herrschenden beziehen, sondern muss sich auch denen in den Weg stellen, die am radikalsten für die Verschlechterungen der Situation der Frauen einstehen. Radikale Fundamentalist:innen und andere rechte und reaktionäre Akteure, ganz aktuell, diejenigen die sich am Marsch für das Leben beteiligen, sind ein Angriff auf Errungenschaften von feministische Bewegungen und für die Präsens von feministischen Positionen innerhalb der Gesellschaft.

Die Fundamentalist:innen vertreten eine zutiefst konservativ Haltung. Sie wollen ein patriarchales Frauen- und Familienbild schützen das in der Geschichte lange Zeit hegemonial war und von der Kirche entwickelt wurde und bis heute weitgehend propagiert wird.

Sie sehen dieses Frauen- und Familienbild bedroht und tatsächlich haben die Reformen und Veränderungen des letzten Jahrhunderts im Bezug darauf ihre Vorstellungen weitgehend zurückgedrängt. Die Fundamentalist:Innen argumentieren zwar in höchstem Maße moralisch und irrationalistisch und entziehen sich damit jeglichem vernünftigen (sprich: materialistischen) Argument, wir dürfen deswegen aber keineswegs den Fehler machen ihre Forderungen nach einem Abtreibungsverbot nicht auch materialistisch zu begreifen. Die Fundamentalist:innen verteidigen ein zutiefst frauenverachtendes Menschenbild und versuchen damit auf eine noch viel repressivere Weise als es der bürgerliche Staat ohnehin schon tut, die Existenz der Ausbeutung der Frau zu. Zwar argumentieren sie ihre Rollenbilder und Vorstellungen höchst moralisch, im Grunde genommen halten sie allerdings an der knallharten materiellen Ausbeutung der Frau fest.

Es lässt sich bei einigen der Organisationen die sich am „Marsch für das Leben“ beteiligen ein tatsächlicher Herrschaftsanspruch feststellen. So zum Beispiel „Opus Dei“, die an ihren Universitäten die eigene Wirtschaftselite ausbilden und sie dann durch ihre Kontakte in die wichtigen Positionen der europäischen Finanzwirtschaft einsetzen, vergleichbar mit der Nachwuchsrekrutierung bei Burschenschaften. Oder die AfD, namentlich Beatrix von Storch, die seit Jahren die Fundamentalist:innen und ihr reaktionäres Menschenbild finanziert und an den Märschen in der vordersten Reihe mitläuft.

Wir müssen sie mit höchster Intensität und allen verfügbaren Mitteln angreifen, kurzum handlungsunfähig machen, weil ihre Politik die Lebensrealität von Frauen aggressiv angreift und die Bedingungen für den revolutionären Bruch mit dem Kapitalismus erschwert.

Wir rufen dazu auf, sich an dem Kampf gegen den Marsch für das Leben zu beteiligen und sich darüber hinaus in feministischen und revolutionären Kämpfen zu organisieren. Denn auch wenn wir aktuell gegen einen übermächtigen Feind kämpfen, können wir zusammen gewinnen.

Ausführung beschrieben. Wir empfehlen deswegen die Lektüre von: “Patriarchale Unterdrückung im Kapitalismus und feministische Perspektiven”.

Für ein Ende der Ausbeutung!

Für Frauenkampf und Revolution!

Für den Kommunismus!

Auf zur IAA! – Die Propagandashow des Autokapitals crashen!

Wir teilen hiermit den Aufruf von Perspektive Kommunismus zur IAA:

“Dieses Jahr findet im September erneut die Internationale Automobilausstellung (IAA) in München statt. Diese Messe ist in erster Linie eine Propagandaveranstaltung des Autokapitals, einer der mächtigsten Industrien in Deutschland, die um ihre Vormachtstellung kämpft.Die Hochglanzmesse mit grünem Anstrich und “offenem” Anspruch täuscht vor: ihre Industrie sei sozial und umweltfreundlich. Im krassen Gegensatz zu dieser heuchlerischen Selbstdarstellung steht ihre Mitverantwortung beim Fortschreiten der Klimakrise, die Profite, die sie durch den Verkauf von Rüstungsgütern einfahren und die Milliardendividenden für die Eigentümerfamilien trotz Krise. Vieles dazu ist sehr gut ausgeführt im diesjähigen Aufruf vom Aktionsbündnis Smash IAA.

Die Kämpfe für Klimagerechtigkeit sind im Kampf um die Revolution kein Nebenschauplatz. Die kapitalistische Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und die Abwälzung der Folgen der Klimakrise auf unsere Klasse sind zentrale Widersprüche des kapitalistischen Systems. Für uns ist der Klimakampf überlebenswichtig und hat seine eigenständige Berechtigung: Denn schreitet die Klimakrise voran, heißt das Verschlechterung der Lebensbedingungen der weltweiten Arbeiter:innenklasse, und letztendlich auch immer schwierigere Bedingungen zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können. Gleichzeitig ist eine nachhaltige Lösung der Klimakrise im Kapitalismus nicht möglich. Das zeigt nur um so drängender die Notwendigkeit einer Revolution. Schon jetzt politisiert die Klimakrise unzählige Menschen und lässt sie über Alternativen zu diesem System nachdenken. Es ist möglich, dass die Klimakrise zu einer der zentralen Brüche wird, an dem das herrschende System ins Wanken kommt. Aber nur wenn eine kämpfende Bewegung die Brüche, und zwar im Sinne des Interesses der Arbeiter:innenklasse. Wie klassenkämpferischer Klimaaktivismus aussehen kann und was es bedeutet, als Revolutionär:innen Teil der Bewegung zu sein, haben wir schon 2021 im Aufruf zur IAA versucht zu umreißen.

Es ist also zentral, bei den Kämpfen der Klima- und Umweltbewegung an vorderster Front dabei zu sein. Solidarisch und als aktiver, mitgestaltender Teil der Bewegung. Unsere Perspektiven können wir durch unsere Praxis und durch Austausch in die Bewegung tragen. Die IAA bietet die Gelegenheit, die Erfahrung zu machen, mit anderen Teilen der linken Bewegung zusammenzukommen und gemeinsam auf der Straße zu stehen.

Über Chancen, Hindernisse und sich wandelnde Ausgangsbedingungen dabei lest gerne unsere Auswertung der IAA-Proteste 2021.

Als Kommunist:innen wollen wir dabei natürlich Perspektiven außerhalb des kapitalistischen Systems aufzuzeigen. Da der Klimawiderspruch aus dem Widerspruch zwischen der besitzenden Klasse und uns Arbeiter:innen resultiert, lässt sich dieser nur durch das Auflösen der bestehenden Klassenverhältnissen beseitigen. Somit ist der Kampf gegen die Klimakrise auch untrennbar mit dem Kampf für den Sozialismus, und einer Planwirtschaft verbunden.
Zum Zusammenhang Kapitalismus/Klimakrise und warum wir eine geplante Wirtschaft brauchen, empfehlen wir eine Artikel aus unserer 1. Mai Zeitung 2020: Klimakrise? Wir brauchen einen Plan
Die Antwort des Kapitalismus, die auch auf der IAA stolz präsentiert wird: Elektromobilität, für die auf andere Weise Mensch und Natur ausgebeutet werden. Warum das natürlich nicht unsere Lösung ist, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen: Die Folgen des Tesla-Kapitalismus für Arbeiter:innen und Umwelt

Es gibt also genug Gründe, im September nach München aufzubrechen!

Wir rufen dazu auf, sich den Aktionen von SmashIAA anzuschließen. Diese werden schwerpunktmäßig am Wochenende vom 8.-10.9. stattfinden. Smash IAA empfiehlt, im Laufe des Freitags anzureisen. Anlaufpunkt ist das Mobilitäswendecamp, das schon ab dem 5.9. diverse spannende Veranstaltungen und Möglichkeiten zum Austausch bietet. Wir werden ebenfalls inhaltliche Beiträge auf dem Camp anbieten.
Am Sonntag findet eine Bündnisdemo gegen die IAA statt.”

Nie wieder! Die deutschen Kriegstreiber stoppen!

Nie wieder! Die deutschen Kriegstreiber stoppen!

Anderthalb Jahre sind vergangen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Seitdem wurden Hunderttausende getötet oder verletzt, ganze Städte und Regionen liegen in Schutt und Asche. Die Herrschenden in Russland und im NATO-Lager treiben den grausamen Abnutzungskrieg ohne Rücksicht auf Verluste weiter voran. Und es ist kein Ende in Sicht.

Die Regierenden in Deutschland sind von Beginn an in das westliche Kriegsgeheul eingestiegen und haben selbst einen entsprechenden Kurs eingeschlagen: Bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn haben sie eine „Zeitenwende“ verkündet. Was das bedeutet, wird nun langsam deutlich:

  • Milliarden für die Aufstockung des Verteidigungshaushaltes und eine rigide Sparpolitik in den Bereichen Soziales, Bildung und Gesundheit,
  • Ein Wirtschaftskrieg, der vor allem der einfachen Bevölkerung das Geld aus den Taschen zieht
  • Eine weitere Ankurbelung von Waffenlieferungen und der Kriegseskalation in der Ukraine

Wohin dieser Kurs gegen die eigene Bevölkerung gehen soll, hat SPD-Chef Lars Klingbeil deutlich gesagt: 80 Jahre angeblicher deutscher Zurückhaltung auf internationaler Ebene sollen nun vorbei sein – Die aktuelle Kriegslust scheint alle Lehren aus der deutschen Geschichte vergessen zu machen. Es geht den Regierenden nicht um Frieden, Demokratie und Menschenrechte. Es geht um politische Einflusssphären, um Märkte, Ressourcen und Handelswege. Das Gerede vom „Wertewesten“ ist reine Heuchelei: Der Angriffskrieg der Türkei gegen die demokratisch organisierte Bevölkerung und die Befreiungsbewegung in Kurdistan und die türkische Besetzung von Gebieten in Nordsyrien wird im NATO-Lager durchweg unterstützt. Chemiewaffenangriffe und Drohnenterror, Terror gegen die Opposition und die Abschaffung demokratischer Rechte sind für sie dort kein Problem, weil das Erdogan-Regime ein wichtiger Kooperationspartner ist. In einer Zeit, in der der Kapitalismus immer tiefer in seinen hausgemachten Krisen versinkt und neue Verteilungskämpfe entbrennen soll Deutschland nun international mit neuer Stärke auftreten. Deswegen die aktive Beteiligung am NATO-Krieg, deswegen die Aufrüstung des Militärs und die massiven Werbekampagnen für die Bundeswehr Dagegen wehren wir uns! Kriege bringen den Menschen Tod, Verletzung, Hunger, soziale Entwurzelung und der gesamten Umwelt massive Zerstörung. Die Arbeiter:innen auf allen Seiten leiden unter dem Krieg. An der Front sterben nicht etwa Politiker:innen, Konzernbosse und Generäle, sondern die einfache Bevölkerung. Es ist außerdem kein Geheimnis, dass Krieg nach Außen immer auch die Einschränkung von Freiheits- und Arbeitsrechten und politischer Opposition nach Innen bedeutet. Wir wehren uns gegen die Brandstifter und Kriegsprofiteure vor unserer Haustüre! Es sind Waffenschmieden, wie Rheinmetall, KraussMaffei-Wegmann und Heckler & Koch. Es sind Banken und Konzerne, wie die Deutsche Bank und die Allianz. Es sind die bürgerlichen Parteien wie CDU, SPD und Grüne. Sie alle stehen der Perspektive einer solidarischen und friedlichen Welt entgegen, weil das auch den Niedergang ihrer Macht und ihrer Geschäfte bedeuten würde. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir jede Regung, die dem Kriegskurs der Regierung entgegentritt: Gegen den Sparkurs zugunsten der Kriegskassen, gegen die Machenschaften der Rüstungsindustrie und gegen Bundeswehrpropaganda! Am Antikriegstag werden wir bundesweit auf die Straßen gehen und Zeichen setzen. Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten! Schluss mit den Kriegen der Herrschenden! Für Klassenkampf und internationale Solidarität!

Beteiligt euch an den lokalen Aktivitäten!

Besucht die Website https://hauptfeind.de/ für mehr Infos zum Antikriegstag!

Auswertung des revolutionären ersten Mai 2023

Nach einem erfolgreichem Block auf der DGB-Demonstration und dem gut angenommen Straßenfest vom Linken Zentrum, haben wir den 1. Mai 2023 mit einer revolutionären Demonstration beendet. Trotz sehr schlechtem Wetter zu Beginn, sammelten sich etwa 1000 Revolutionär:innen, Aktivist:innen und Jugendliche auf der Kalk Post. Die Demonstration zog unter Gesängen und vielen roten Fahnen durch die Kalker Straßen. Zu Beginn der Demonstration wurde durch zwei feministische Aktionen klargestellt, was aus dieser wichtigen Perspektive von Kirche und Staat zu halten ist. Nämlich gar nichts.

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Unsere Rede zum revolutionären ersten Mai

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Passantinnen und Passanten,

ich spreche für die Kommunistische Linke Köln. Wir sind eine Gruppe, die seit einigen Jahren in Köln aktiv ist, mit dem Ziel revolutionäre Bewegungen aufzubauen und zu unterstützen. Wir arbeiten in verschiedenen politischen Widerstandsbewegungen, in die wir revolutionäre Inhalte und Strategien hinein tragen und so versuchen unseren Teil zum Aufbau einer schlagkräftigen revolutionären Bewegung beizutragen. Eine schlagkräftige Bewegung, die wir nicht alleine schaffen werden, sondern für die wir Bündnisse eingehen und Widersprüche aushalten müssen, eine Bewegung, die es unserer Meinung nach braucht, um eine wahres demokratisches und gerechtes System zu errichten. DiesesSystem das wir Anstreben nennen wir Sozialismus.

Der 1. Mai ist der Tag der ArbeiterInnen Klasse und hat in den letzten Jahren kein bisschen an Notwendigkeit und Aktualität verloren. Im Gegenteil. Der Konflikt zwischen den Lohnabhängigen und den Besitzenden in diesem Land wird immer offener ausgetragen. Das sehen wir an den Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst, oder der Krankenhaus-Bewegung. Diese Kämpfe begreifen wir als essenzielle Ausgangspunkte für revolutionäres denken und revolutionäres kämpfen. Auch ohne konkrete revolutionäre Perspektive sind Arbeitskämpfe wichtig, weil sie eine greifbare Verbesserung bedeuten und weil sie Bewusstsein schaffen. Bewusstsein dafür, dass nur wer kämpft auch gewinnt.Wir rufen dazu auf, dort wo es Sinn ergibt, Arbeitskämpfe und politische Bewegung zu vereinen, um den Streiks der Kolleginnen und Kollegen eine gesamtgesellschaftliche Perspektive zu ermöglichen. Wir begrüßen in dem Zusammenhang die Zusammenarbeit der KVB Belegschaft und der Klimastreikbewegung.

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Krieg, Krise, Klimakollaps – Gegenmacht aufbauen!

Heraus zum revolutionären 1. Mai 2023!

Der 1. Mai, der internationale Kampftag der Arbeiter:innenklasse, steht an. Das kann nicht nur heißen, an die Geschichte der Arbeiter:innenbewegung, an vergangene Kämpfe, Stärken und Errungenschaften zu erinnern. Es muss darum gehen, anzuknüpfen, einzugreifen, aufzubauen!

Der Klassenkampf von oben, der Angriff auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter:innenklasse, wird in Deutschland aktuell so umfassend wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr geführt. Der Kontext ist die Vertiefung einer kapitalistischen Krise, die immer deutlicher Gestalt annimmt: Beschleunigtes Auspressen der einfachen Bevölkerung durch Teuerungen und eine Politik zur Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit des nationalen Kapitals, soziale Misere und Versorgungsnotstand als Kollateralschäden, Aufrüstungsoffensive, internationale Kriegsmobilisierung und Wirtschaftskrieg – und nicht zuletzt der gerade Weg in die Klimakatastrophe. Das Elend und die Zerstörungskraft des Kapitalismus, jahrzehntelang  ausgelagert in periphere Weltregionen, klopft nun wieder unüberhörbar an die Haustüren der westlichen Metropolen. Und auch die existenzielle Bedrohung der menschlichen Gesellschaften durch Welt- , Nuklearkrieg und Naturkatastrophen, sind nicht mehr nur Stories aus dem Kalten Krieg oder Stoff für dystopische Netflix-Unterhaltung.

Eine reale Gegenbewegung zum Kurs der Herrschenden scheint hierzulande in weiter Ferne zu liegen. Umso wichtiger für uns, den 1. Mai zu nutzen, um die Möglichkeit und die realen Erfahrungen von proletarischer Gegenmacht zu betonen, um Bezüge aufzubauen zu den lebendigen Klassen- und Befreiungskämpfen in anderen Ländern und zur Geschichte revolutionärer Versuche.

Vor allem verstehen wir den 1. Mai aber als Kristallisationspunkt der Kämpfe, die uns im Alltag umgeben. In den Aktivitäten und Mobilisierungen rund um den Tag geht es uns darum, die bestehenden sozialen und politischen Widerstände und auch verschiedene Kräfte der linken Bewegungen auf der gleichen Seite im Klassenkampf zu verorten und zu bündeln – die gemeinsame revolutionäre Pespektive im Vordergrund. Es gibt aktuell wenig Anlässe, bei denen es so nahe liegt, die Konturen einer Alternative zum Kapitalismus, einer sozialistischen Gesellschaft, in den Fokus zu rücken und zu schärfen. Darauf im Rahmen des 1. Mai klar und offen einzugehen, hat gerade hier in der BRD, wo der Antikommunismus der Herrschenden besonders intensiv gepflegt wurde und wird, eine besondere Bedeutung.

Zunehmende gesellschaftliche Unsicherheiten und Erschütterungen steigern nicht nur die Gefahr einer neuen Qualität der kapitalistischen Barbarei, sie beinhalten auch neue Potenziale für Widerstand und Konfrontation. Die Systemfrage hat sich lange nicht mehr so akut gestellt. Lasst uns zusammen antworten: Schritt für Schritt, organisiert und im Getümmel der gesellschaftlichen Widersprüche einen revolutionären Aufbauprozess vorantreiben!

Revolutionärer Bruch statt Untergang im kapitalistischen Chaos!

Gegen den Staat des Kapitals!

Die Gesellschaft in der wir leben taumelt von einer Krise in die nächste – die Leidtragenden sind die Menschen aus der lohnabhängigen Klasse. Die Probleme liegen auf der Hand: Die Löhne stagnieren, die Mieten steigen, Heizen wird teurer, die Lebensmittel und der Sprit auch. Wir müssen mit immer weniger Geld auskommen. Es wird Krieg geführt, die Gesundheitsversorgung liegt brach, alle Bereiche des Lebens werden immer schneller auf Profit ausgerichtet. Das Patriarchat hält sich trotz aller feministischen Bewegungen der letzten Jahre hervorragend, der Rechtsruck ist nach wie vor präsent, Faschist:innen organisieren sich und verüben rassistische Anschläge. Durch die Klimakatastrophe steuert diese Gesellschaft auf den Abgrund zu. Es gibt so viel zu tun, dass es schwierig wird den Ansatzpunkt zu finden. Wir wollen mit diesem Text einmal rauszoomen und einen Blick auf die Struktur unserer – kapitalistischen – Klassengesellschaft werfen, unsere eigene Perspektive dagegen stellen und ein paar Schlussfolgerungen für die konkrete Praxis ziehen. Wir wollen aber kein Buch schreiben, sondern uns anlässlich der Landtagswahl „nur“ mit unserer Haltung zum heutigen Staat und unserer gesellschaftlichen Perspektive beschäftigen.

Wie ist die Lage?

Mit einem Klick aufs Bild gehts zu unserer Broschüre

Den Mitgliedern der kapitalistischen Klasse gehört schlicht und einfach jede Fabrik, jeder Konzern und jede Supermarktkette – das macht sie ja eben zu Kapitalist:innen. In ihrer Hand sind natürlich auch die Konzerne der wichtigsten deutschen Wirtschaftszweige: Waffen, Autos, Chemie und Werkzeugmaschinen. Fast die gesamte Wirtschaftsleistung Deutschlands wird von Kapitalist:innen verwaltet und beherrscht. Diese ökonomische Macht ist es, die es der kapitalistischen Klasse ermöglicht zu herrschen, die Gesellschaft zu kontrollieren und nach ihren Bedürfnissen zu gestalten, das wichtigste Mittel dafür ist der Staat. Er organisiert große Teile der für die Wirtschaft unverzichtbaren Infrastruktur wie Autobahnen, Eisenbahn und den Bau von Flughäfen, er organisiert die Ausbildung der jeweils nächsten Generation Arbeiter:innen und Angestellten. Er ist ein wesentliches Mittel der kapitalistischen Klasse um das gesellschaftliche Leben zu strukturieren und zu lenken. Das zeigt sich deutlich am Beispiel der Klimapolitik: trotz aller Versprechen bleiben wir an fossiler Energie kleben, erst wurde das mit „Alternativlosigkeit“ begründet, jetzt mit dem Verhalten des russischen Staats. Statt Erdgas aus Russland bekommen wir jetzt Kohle aus Deutschland und Gas aus Katar. Der deutsche Staat sichert die Interessen der deutschen Wirtschaft. Die Verantwortung für den Klimawandel wird auf uns abgewälzt: Wer nicht vegan lebt, Auto fährt und in den Urlaub fliegt ist schuld – Währenddessen führen die Herrschenden Krieg, mit allen Konsequenzen für die Umwelt. Dass das kapitalistische System trotz aller Widersprüche und Krisen, zumindest in Deutschland, sehr stabil ist, hat aber weitere Gründe. Die auch durch staatliche Institutionen wie die „Bundeszentrale für politische Bildung“ oder die zahlreichen staatlich finanzierten Stiftungen durchgesetzte Hegemonie der kapitalistischen Ideologie über die Gesellschaft bedeutet in letzter Konsequenz: Die freiwillige Unterordnung der restlichen Gesellschaft unter die Herrschaft des Kapitals. Das zeigt sich an ganz vielen Stellen, denn diese Gesellschaft ist eben auch „psychologisch“ eine kapitalistische. Die Identifikation der Menschen aus der lohnabhängigen Klasse mit dem kapitalistischen System ist eins der größten Probleme, mit denen sich die radikale Linke und natürlich auch wir als Kommunist:innen auseinandersetzen müssen.

In der Presse wird oft noch die liberale Vorstellung von Meinungsfreiheit gelebt und so getan, als könnten sich alle Probleme der Gesellschaft durch Diskussionen lösen lassen. Dabei sind die größten Medienkonzerne auch kapitalistische Konzerne, die sich hauptsächlich an den Äußerungen der führenden bürgerlichen Politiker:innen orientieren. Das zeigt sich besonders in der aktuellen Ukraine-Krise. Statt ein differenziertes Bild beider Kriegsparteien abzubilden spiegeln die Medien die Kriegspolitik des Staates. Beispielsweise werden die faschistischen Strukturen in der ukrainischen Regierung und dem Militär ignoriert, die Ukraine uneingeschränkt positiv und schutzbedürftig dargestellt und so die Kriegspolitik des deutschen Staates gerechtfertigt. Selbst in der „radikalen“ Linken geht die Angst um als Unterstützer der russischen Kriegspolitik diffamiert zu werden, wenn sich kritisch zur Ukraine und der NATO geäußert wird.

In den Gewerkschaften herrscht momentan die Meinung vor, dass es möglich wäre sich langfristig mit den Kapitalist:innen auf Kompromisse zu einigen. Die unsinnigsten Gesetze werden sklavisch befolgt, die absurdesten Theorien wie „Es sind einfach zu viele Menschen auf diesem Planeten“ verbreitet. Als wenn der Kapitalismus 1920 soviel cooler gewesen wäre als heute. Diese Haltung zeigt sich aber auch in für unsere aktuelle politische Praxis wichtigen Feldern: Der eingeimpfte Respekt vor der Uniform des Bullen, Diskussionen über Militanz auf ausschließlich abstrakt-moralischer Ebene, Egoismus und Machtstreben, Mackerverhalten und Rassismus, Individualismus und Kritikunfähigkeit, aber auch beispielsweise die Ausrichtung des politischen Kampfes auf Freiräume und persönliche Komfortzonen sind Symptome der ideologischen Hegemonie des Kapitals. Wegen der herrschenden Ideologie, wegen des Staates und wegen handfesten Interessen von Einzelpersonen, werden wir niemals im Konsens mit allen Mitgliedern der Gesellschaft den Sturz des Kapitalismus erreichen können. Solange der Kapitalismus existiert, wird unsere Bewegung immer einen Kampf gegen die herrschenden Zustände und seine Verteidiger:innen führen müssen.

Für alle, die aus dieser ideologischen Hegemonie ausbrechen und den Kampf gegen das kapitalistische System aufnehmen, stellt sich schnell die Frage der Repression. Politische Aktivist:innen, die manche Gesetze unserer Gesellschaft übertreten, stehen früher oder später der Polizei gegenüber. Im Optimalfall in einer dynamischen Situation auf der Straße, im nicht so optimalen Fall aber auch im Hausflur und dem eigenen Schlafzimmer. Wenn sich also die politische Konfrontation so zuspitzt, dass der Knüppel aus dem Sack kommt, zeigt der Staat seine zentrale Aufgabe: Als Mittel zur Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung. So ist er auch aufgebaut. Der Kern des Staates besteht – trotz allem Gerede über Parlamente und Demokratie – aus Militär, Polizei, Geheimdiensten, Gerichten, Staatssekretären und Ministerien. Das alles entzieht sich der direkten Kontrolle durch unsere Klasse und oft genug sogar der Kontrolle durch das Parlament. Die Gewaltenteilung des bürgerlichen Staates, also die Aufteilung des Staatsapparates in das Parlament, die Justiz und die Exekutive, sichert die Herrschaft der kapitalistischen Klasse indem ein großer Teil des Staates (gerade auch der bewaffnete Teil) der Kontrolle der Bevölkerung entzogen wird. Auch deshalb ist es unmöglich den Staatsapparat und den Kapitalismus einfach durch Wahlen zu überwinden – er muss zerschlagen werden.

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Erfolgreiche klassenkämpferische und revolutionäre Demonstration in Köln

Wir möchten euch die Auswertung des Arbeitskreis Erster Mai zur gelungenen Demonstration natürlich nicht vorenthalten:

Der erste Mai ist der Kampftag der Arbeiter:innen Klasse, unserer Klasse. Heute haben wir mit einer Demonstration unter dem Motto “Für eine Zukunft ohne Krisen – Für Klassenkampf und Revolution” dem Kapitalismus den Kampf angesagt. Für uns war die Demonstration der erfolgreiche Abschluss von einem Monat Mobilisierung und Aktionen. An der Auftaktkundgebung haben ungefähr 450 Menschen teilgenommen, bei der Abschlusskundgebung war die Demonstration auf 600 bis 700 Teilnehmer:innen angewachsen. Für uns ein klares Zeichen, dass unsere Forderungen nach der Enteignung aller Krankenhäuser und Pharmakonzernen genauso wie unsere Perspektive der Abschaffung des Kapitalismus auch in der Bevölkerung geteilt werden.

Wir schauen heute auf einen erfolgreichen Tag mit vielfältigen Aktionen in Köln zurück. Schon morgens um 8 Uhr startete eine militante Spontandemonstration durch Köln-Sülz (vorheriger Post). Wenig später begann die erste angemeldete Demonstration des Tages, organisiert von einem breiten Bündnis kommunistischer Organisationen. Im Verlauf der Demo wurde der Block der kurdischen Genoss:innen von der Polizei angegriffen, einige von ihnen und auch solidarische Teilnehmer:innen wurden verhaftet und für einige Zeit im Knast festgehalten. Wir sind solidarisch mit allen von Repression Betroffenen. Auf der Kundgebung der Gewerkschaften wurden zahlreiche Flyer für ein linkes Zentrum verteilt und Kontakte geknüpft. Schließlich startete um 17:00 unsere eigene Demonstration.

Im Monat vor dem ersten Mai haben wir einen Schritt auf die Klasse zu gemacht: Wir haben vor Krankenhäusern, Berufsschulen und auf den Straßen geflyert, eine Aktion vom Arbeiter:innen und Azubi Kollektiv vor der ÜBL unterstützt und eine Kundgebung zum Thema Gastronomie und COVID-19 veranstaltet, auf der Betroffene berichtet haben. Wir haben unsere eigenen Flyer und Plakate genutzt. die erste Mai Zeitung von Perspektive Kommunismus verteilt, andere Initiativen eingebunden und viele Gespräche mit den Verlierer:innen des Kapitalismus geführt.

Unsere Demonstration begann mit einer Rede vom Arbeitskreis erster Mai, dem Organisationskreis der Demonstration. Um kurz die Inhalte zusammen zu fassen: Die Situation in der Pflege, in den KITA’s und den Krankenhäusern ist prekär und wird jeden Tag schlimmer. Die Konzerne bleiben auf, während das Leben der lohnabhängigen Klasse immer weiter eingeschränkt wird. Die Politik agiert nicht planlos, sondern ignoriert die Bedürfnisse und die Gesundheit der Menschen, um die Profite zu garantieren. Der Kapitalismus ist nicht in der Lage eine Antwort auf die Probleme der Bevölkerung zu geben. Das Schlusswort spricht für sich: “Wir fordern nicht nur die Enteignung aller Krankenhäuser und Pharmakonzerne, der ganze Scheißkapitalismus muss weg.”

Weitere Reden zum Bildungssystem, Corona und Kapitalismus von den Falken, zur gesellschaftlichen Perspektive von der kommunistischen Linken, von der Initiative für ein linkes Zentrum und das Grußwort von Perspektive Kommunismus sorgten für klassenkämpferische und revolutionäre Inhalte.

Die Demonstration selber wurde an vielen Stellen mit vielfältigen Aktionen bereichert: Tapeten wurden am Krankenhaus (“Guter Pflege steht Profit im Wege”) und in der Straße der Hausbesetzung von 2019, der Dieselstraße 15 (“keine Profite mit der Miete”), aufgehängt. Weitere Aktionen, die in der Vergangenheit entlang der Route gelaufen sind, wurden thematisiert. Solidarische Anwohner:innen hängten entlang der Route ein Transparent aus dem Fenster: “Gegenmacht aufbauen!”. Die kämpferische Haltung der Demonstration und ihre Feindschaft zum Staat wurde durch den wiederholten Einsatz zahlreicher Rauchtöpfe und Pyrotechnik und einer Auseinandersetzung mit der Polizei unterstrichen. Es wurde klar: Wir kämpfen gegen den Kapitalismus und unsere Praxis wird nicht von den Herrschenden bestimmt. Wir bauen Gegenmacht von unten auf!

Wie wir schon gesagt haben, vergrößerte sich die Demonstration im weiteren Verlauf. Anwohner:innen und Passant:innen teilten unsere Forderung und wurden vom Ausdruck angesprochen. Am Rand der Demonstration wurde die erste Mai Zeitung von Perspektive Kommunismus hundertfach verteilt. Auf der Abschlusskundgebung wurden Reden von der kommunistischen Jugend, Kameras stoppen und dem Ladenkollektiv der linken Kneipe “Trash-Chic” zur Lage der Gastronomie gehalten. Außerdem wurde ein Ausblick auf die antifaschistische Kampagne zur Bundestagswahl gegeben und das Versprechen gemacht: Auch nächstes Jahr wird es eine erste Mai Demonstration von uns geben!

Gegen den Kapitalismus, für Klassenkampf und Revolution!

Revolutionäre Gegenmacht aufbauen!